Wenn Träume wahr werden.

Inhaltsverzeichnis

Ein toller Hund.

Trudy macht allerlei Blödsinn. Sie ist eine quirlige Mischlingshündin mit rotbraunem Fell und einer weißen Schwanzspitze. Der schwarze Nasenspiegel ist häufig braun, weil sie mit ihrer Nase allerlei Dinge im Erdreich findet.

Sie ist ein total fröhlicher Hund. Kaum sieht sie einen Menschen, läuft sie auf ihn zu. Weil sie der Meinung ist, dass das bei weitem nicht reicht, um dem auftauchenden Menschen zu signalisieren, wie sehr sie in mag, hüpft sie hoch, bellt vor lauter Überschwang und rennt zudem um ihn herum.

Oft wird es dann laut um sie herum. Menschliche Stimmen tauschen sich aus und Hände greifen nach ihr.

Denen versucht sie natürlich flott auszuweichen, was dazu führt, dass alles noch lauter wird und sie sich noch wilder freut. Irgendwie scheint ihre Freude ansteckend zu sein und alle Beteiligten machen mit.

Verhalten hat manchmal Konsequenzen.

Komisch ist nur, dass sie am Ende immer an der Leine landet, obwohl die Begrüßungszeremonie noch gar nicht wirklich abgeschlossen ist.

Frauchen Petra hat ganz schnell aufgehört sich zu freuen und ist nun eher mürrisch. Trudy versteht nicht so wirklich, warum die Stimmung so schnell kippen kann.

Den Hund verstehen - Godiva auf der Wiese

Ist aber gar nicht so schlimm, es gibt ja Gerüche, die sie am Wegesrand erkunden kann. Denen widmet sie sich dann auch.

Petra ist allerdings noch immer genervt von Trudys Verhalten. Immer diese blöde Anspringerei. Wann hört das endlich auf. Inzwischen sollte dieser Hund doch alt genug sein, dass sie versteht, dass ich das nicht möchte.

So verlaufen Begegnungen immer wieder. Trudy ist hoch erfreut und Petra hinterher genervt.

Die Weisheit der Träume.

In einer der folgenden Nächte hat Petra einen Traum. Sie ist mit Trudy in der Dämmerung unterwegs und hängt ihren Gedanken nach.

Plötzlich spürt sie einen intensiven Blick auf sich gerichtet. Sie dreht sich um und sieht eine Eule mit weißem Kopf auf einem nahen Ast sitzen.

„Was machst du denn da?“ Fragt Petra die Eule.

„Na du hast mich doch gerufen.“ Antwortet die Eule keck. „Du bist der Meinung, dass dein Hund keine Menschen anspringen sollte. Es wäre gut, wenn du den Hund verstehen würdest.“

„ja, das stimmt. Ich möchte Trudy frei laufen lassen und immer wieder endet das in einem Chaos. Und nochmal ja, ich möchte den Hund verstehen – kann es aber nicht.“

„Bist du bereit für ein Experiment?“

„Klar.“

„Schließe deine Augen und atme 7 tiefe Atemzüge mit jeweils 3 Sekunden Pause dazwischen. Danach öffnest du die Augen wieder. Während du atmest lässt du Bilder kommen, wie du richtig Spaß mit Trudy hast. Wie du mit ihr kuschelst oder wie ihr spielt oder was auch immer. Wiederhole das danach einmal am Tag, wenn du mit Trudy unterwegs bist.“

Petra lässt sich darauf ein, schließt die Augen und beginnt zu atmen. Es tauchen tolle Bilder in ihr auf, wie sie mit Trudy im Garten rumtollt und wie sie gemeinsam auf dem Boden im Wohnzimmer kuscheln. In ihr entsteht ein wohliges Gefühl, sie beginnt zu lächeln.

Trudy beobachtet, was Petra macht und wird neugierig. Petra fängt an leicht hin und her zu schwingen, fast als würde sie anfangen wollen zu fliegen. Die Arme hat sie ausgebreitet, als würde sie gleich abheben wollen. Teilweise atmen sie gar nicht mehr.

Obwohl ihr total verlockende Gerüche in die Nase steigen, muss sie schauen, was da los ist.

Den Hund verstehen - Eule

Schon als sie näher kommt empfängt sie diese wohlige Stimmung. Sie schwingt sich ein wenig in die Bewegung von Petra mit ein und bemerkt, wie sie das Bedürfnis hat nah dabei zu sein. Sie reckt ihre Nase in die Luft und versucht mehr von dem süßlichen Duft, der von Petra ausgeht, aufzusaugen.

Dann schließt auch sie die Augen. Und eh sie sich versieht, hat sie sich an Petras Bein angelehnt, um noch mehr mit in diese warme, fließende Stimmung einzusteigen. Sie genießt die Nähe zu ihrem Frauchen und dass es plötzlich so völlig ruhig ist.

Den Hund verstehen.

Nach sieben Atemzügen öffnet Petra die Augen.

„Was war das denn?“ geht ihr durch den Kopf. Sie wundert sich, dass sie sich tatsächlich darauf eingelassen hat, was diese Eule ihr sagte.

Nach und nach kommt sie wieder in der Realität an.

Die Eule ist weg. War sie wirklich da? Sie nimmt den Druck an ihrem Bein wahr und erst jetzt bemerkt sie, dass Trudy an ihr klebt und sich an ihre Beine schmiegt.

Das hat sie draußen noch nie gemacht. Auf dem Spaziergang ist sie immer aufgeregt und von allem abgelenkt, was ihr in die Quere kommt.

Den Hund verstehen - Weißer Hund auf Podest

Petra kann es kaum glauben und geht in die Hocke, um noch mehr in Kontakt mit ihrer geliebten Hündin zu sein.

Beide genießen sie die Nähe miteinander. Sie schließt noch einmal die Augen.

Wie von weit weg hört sie plötzlich eine Stimme: „Das ist ja ein schöner Anblick – Sie und ihr Hund“. Es war die Stimme eines Mannes mit grauen Schläfen und leichten Grübchen beim sprechen.

Sie wollte antworten, doch der Mann war schon wieder weg, als sich ihre Lippen zu Worten formten.

Traum und Realität.

Als sie am nächsten Morgen aufwacht, denkt sie sofort an diesen Traum.

Sie hatte mit einer Eule gesprochen. Die hatte ihr gesagt, dass sie „den Hund verstehen“ kann.

Petra lässt den Traum noch einmal revue passieren. Da war diese Nähe zu Trudy und dieser Mann, der mit ihr gesprochen hat. Warum hat Trudy diesen Mann nicht angesprungen und angebellt?

Naja, ein Traum denkt sie und dreht sich, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, noch einmal um. In ihrem ganzen Körper breitet sich ein Gefühl von glücklich sein aus.

Was, wenn das stimmt, was in dem Traum passiert ist? Trudy war völlig verändert. Sie achtete gar nicht auf den Mann und wollte nur bei mir sein. Und mir war völlig egal, was der Mann sagt, ich war einfach nur bei Trudy.

Fühlt sich so „den Hund verstehen“ an? Ein wunderbares Gefühl.

Beim nächsten Spaziergang nimmt sie sich ein Herz und startet mit der Atemübung. Sie schaut sich nochmal um, ob auch niemand kommt. Zum einen, wegen Trudy aber auch sie möchte nicht gesehen werden, wie sie sich zum Affen macht.

Also beginnt sie zu atmen. Komisch denkt sie, Trudy kommt gar nicht und schmiegt sich an mein Bein.

Der Gedanke daran, ob Trudy kommt oder nicht, verschwindet, als sie die wunderbaren Bilder kommen lässt, wie sie ausgelassen mit Trudy spielt. Tatsächlich fängt sie auch jetzt an zu lächeln.

Als sie die 7 Atemzüge vollendet hat, öffnet sie ein wenig enttäuscht die Augen, da sie Trudy nicht an ihrem Bein spürt.

Den Hund verstehen - Susanne und Godiva

Sie lässt ihren Blick schweifen, um zu sehen, wo Trudy ist. Erst kann sie sie nicht sehen und wird schon unruhig. Doch dann schaut sie zu ihrer linken Seite und sieht Trudy da sitzen. Total ruhig. Petra strahlt bis über beide Ohren, geht in die Hocke, breitet ihre Arme aus und Trudy kommt sofort und schmiegt sich an sie an.

Sie genießen diesen Moment der Zweisamkeit.

Ein seltsamer Traum, denkt Petra kurz und irgendwie scheint er wahr werden zu können.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner