Bei einem Aggressionsverhalten gilt es ganz genau hin zu schauen.

Erschreckst du sehr schnell, wenn eine Situation etwas Energie geladener wird? Wenn dein Hund mal kurz bellt oder leicht knurrt?

Es ist ganz normal, dass dein Hund ab und an mal kund tut, dass er etwas nicht mag.

Manche Hund tendieren eher dazu und andere zeigen kaum ein Aggressionsverhalten.

Doch wenn dein Hund ein Verhalten zeigt, dass wie Aggression aussieht, gilt es sehr genau hin zu schauen, was dahinter steckt.

Das Verhalten hat einen Grund und diesem Grund gilt es auf die Spur zu kommen.

Die Welt aus Sicht des Hundes genau zu betrachten, hilft dabei.

Inhaltsverzeichnis

1. Aggressionsverhalten – zumindest sieht es nach außen so aus.

Wenn ein Hund die Zähne fletscht, knurrt, bellt, an der Leine zerrt oder gegen den Zaun rennt, dann sieht es so aus, als wäre er aggressiv.

Es kann sein, dass er es auch ist.

Doch ganz häufig zeigt ein Hund dieses Verhalten aus Verzweiflung.

Meine Hündin Godiva z.B. hat häufig in die Luft geschnappt, wenn eine fremde Person mit der Hand näher an sie ran kam.

Sie wollte den Kontakt in der Form nicht.

Allerdings war es tückisch, denn sie ging von sich aus mit den Menschen in Kontakt.

Die Menschen waren dann schnell der Meinung, dass sie gestreichelt werden wollte. Das war allerdings nicht so.

Aggressionsverhalten - Hund droht

Inzwischen geht sie weg, wenn sie keinen Kontakt möchte. Das war ein Prozess des Lernens für uns beide.

Ich habe ihr gezeigt, dass sie nicht zu Menschen hin muss – also, dass ich das nicht erwarte und sie hat gelernt, dass sie sich nicht wehren muss, sondern einfach weg gehen kann.

Wichtig dabei ist, dass ihre Entscheidung weg zu gehen, respektiert wird. Das wiederum ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen.

2. Aggression umgibt uns ständig.

Meine Erfahrung ist, dass Aggression so schnell wie möglich wieder verschwinden soll.

Warum?

Weil viele Menschen sie einfach nicht haben möchten.

Dabei umgibt uns Aggressionsverhalten ständig. Wenn ich raus gehe auf die Straße, nimmt mir jemand die Vorfahrt, parkt jemand vor meiner Garage, rempelt mich jemand mit seinem Einkaufswagen an, wird der entgegenkommende Hund nicht angeleint, ob wohl ich meinen anleine, reden Menschen lautstark miteinander…

Die Liste kann beliebig lange fortgesetzt werden.

Aggressionsverhalten - Grafik

Dreh ich mich um und schaue weg? Lasse ich es über mich ergehen? Gehe ich in die Diskussion und versuche den anderen Menschen zu verändern?

Was auch immer mir einfällt, ich kann dem Thema gar nicht ausweichen.

Bei unseren Hunden jedoch, wollen wir sie nicht sehen. Auch bei ihnen gehört Aggressionsverhalten zur Kommunikation, genau wie bei uns.

3. Es ist ok, wenn dein Hund sagt: „Ich mag das nicht“.

Vielleicht hat dein Hund irgendwann mal einfach gesagt: „Ich mag das nicht“.

Nehmen wir an, er hat dabei geknurrt.

Sofort setzt in deinem Kopf ein: Knurren darf er auf gar keinen Fall. Also wird es sofort verboten.

Der eigentliche Grund, warum dein Hund geknurrt hat, bleibt völlig ohne Beachtung.

Die Situation taucht wieder auf. Die Antwort deines Hundes ist die gleiche. Deine Reaktion darauf auch.

Aggressionsverhalten - Hund dreht sich weg

Dein Hund wird sein Verhalten verstärken, da – aus seiner Sicht – nicht verstanden wird, was er mitteilt.

Damit beginnt eine Schleife, die ein tatsächliches Aggressionsverhalten herauf beschwören kann. Und das ist gar nicht so selten.

Auch hier ist es extrem wichtig genau hin zu schauen und einen Blick in die Welt aus Sicht des Hundes zu werden.

4. Deinem Hund die Chance geben, eine eigene Wahl zu treffen.

Wenn ich mir überlege, wann ich wütend werde, dann sind es häufig Situationen, in denen ich einfach bewertet werden.

Am besten noch von Menschen, die mich gar nicht kennen oder nur wenig.

Diese Menschen denken, dass sie wissen, was in mir vorgeht und warum ich etwas tue. Die Mühe es genauer zu hinterfragen, machen sie sich in der Regel nicht.

Ich habe also keine Wahl – ich bin so, wie mich diese Menschen sehen – oder sehen wollen.

Doch natürlich habe ich eine Wahl. Ich kann mir überlegen, ob das für mich stimmt.

Aggressionsverhalten - Hund auf Baumstamm

Das Trainingsziel für meine Hunde ist: Sie sollen eigene Entscheidungen treffen. Für manches Trainingsziel brauche ich das sogar.

Im Alltag finde ich es toll, wenn meine Hündin plötzlich sagt, dass sie festgestellt hat, dass es lustig ist, wenn sie nicht zurück kommt, wenn ich rufe. Das zeigt mir, dass sie sich ein wenig mehr aus ihrer Dissoziation hin zu Freiheit entwickelt hat.

Dass ich den Rückruf dann nochmal gezielter angehen darf, macht mir doppelt Freude.

5. Er zeigt ein Bedürfnis an.

Hat dein Hund das Gefühl in ein Aggressionsverhalten gehen zu müssen, kannst du davon ausgehen, dass er dir damit ein Bedürfnis anzeigt.

In der Regel ist es ein Bedürfnis, das bei ihm nicht erfüllt ist. Es gibt ein Leck.

Um heraus zu finden, welches Bedürfnis es genau ist, braucht es recht viel Fingerspitzengefühl. Denn das Aggressionsverhalten überdeckt zuerst einmal alles.

Aggressionsverhalten - Hund im Sonnenuntergang

Es braucht genaues hinhören, hinschauen und hinspüren, was in ihm los ist.

Manches erscheint nach außen anders, als es im Innern tatsächlich ist.

Hinter einem aggressiven Verhalten steckt oft eine große Unsicherheit, die überdeckt wird.

Das ist bei uns Menschen so und auch bei den Hunden.

6. Raum geben ist besser, als Raum nehmen.

Beim auftauchen eines Aggressionsverhaltens sind Menschen schnell dabei die Welt des Hundes klein zu machen.

Klein machen heißt: Den Hund zu bedrängen oder einzuschüchtern.

Manchmal ist es ein Akt der Hilflosigkeit des Menschen.

Dadurch wird auch der Raum für Gedanken, die in eine andere Richtung führen können klein.

Aggressionsverhalten - Susanne mit Godiva

Wir sollten den Raum, um groß zu denken immer offen halten. Es gibt immer ein Lösung.

Nimm dir selbst zuerst einmal den Raum größer zu denken. Lass ein positives Gefühl für deinen Hund zu – in jeder Situation.

Du liebst deinen Hund, davon gehe ich aus. Geh den Weg mit ihm gemeinsam und lerne immer mehr auf seine Antworten zu hören, anstatt sie zu ignorieren.

7. Fühlen, was in deinem Hund vorgeht.

Die Ebene, die sicher eine große Herausforderung ist: fühle, was dein Hund fühlt.

Wenn du angekommen bist an dem Punkt, dass du fühlst, was dein Hund, in einer für dich unangenehmen Situation fühlt, wird sofort Verständnis für ihn schaffen.

Das geht gar nicht anders.

Aggressionsverhalten - Mensch Hund Team

Die Welt aus Sicht des Hundes zu betrachten heißt, zu sehen und hören, wie er die Umgebung wahr nimmt. Zu denken, was in ihm als Individuum vorgeht. Und zu fühlen, welche Emotionen in ihm aufsteigen.

Perspektivenwechsel heißt wirklich in die Welt des Anderen eintauchen. Das kannst du bei deinem Hund, bei einem Pferd, einer Katze oder einem anderen Menschen tun.

Es ist egal, welches Wesen dir gegenüber steht. Es hat definitiv eine andere Perspektive als du.

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