Verhalten verstärken – Hilfen einsetzen und abbauen.

Kennst du den besten Verstärker für deinen Hund?

Futter ist bei weitem nicht der einzige Verstärker. Es gibt sehr viele, die das Verhalten deines Hundes verstärken können. Rennen dürfen kann auch ein super Verstärker sein. Oder Kontrolle / Überblick haben.

Lege eine Anzahl von unterschiedlichen Dingen auf den Boden. Sie sollten mit ein wenig Abstand nebeneinander liegen. Es können unterschiedliche Spielzeuge und unterschiedliche Leckerchen sein. Du kannst dich auch dazu setzen, denn du kannst deinem Hund ja Streicheleinheiten geben, die auch ein Verstärker sein können.

Dann lass deinen Hund wählen. Was nimmt er sich zuerst?. Du kannst das mehrmals hintereinander aufbauen und so heraus finden, was er am zweitliebsten mag usw.

Inhaltsverzeichnis

1. Primäre Verstärker.

Ein primärer Verstärker ist das, was dein Hund schon kennt und einfach mag. Er ist Bestandteil seines „natürlichen“ Lebens.

Beispiele für primäre Verstärker sind Futter, Spiel, Rennen, Körperkontakt/Streicheln…

Bei den einzelnen primären Verstärkern gibt es dann natürlich noch Abstufungen. Nicht jedes Futter schmeckt deinem Hund gleich gut. Vermutlich mag er Käse lieber als normales Trockenfutter.

Oder er mag den Ball lieber als ein Zerrspiel. Wenn du den Ball wirfst, ist gleichzeitig noch Laufbewegung mit dabei.

Es gilt Hunde, die spielen nicht gern. Für die ist Spiel gar kein Verstärker.

Du darfst also zunächst heraus finden, was genau sind die primären Verstärker, die dein Hund super gern mag und welche er „nur“ mag.

Dazu kannst du eine Reihe von Verstärkern auslegen und dein Hund kann frei wählen, für was er sich entscheidet. Wenn du das ein paarmal hintereinander machst, bekommst du eine Prioritätenliste deines Hundes.

Verstärker - primäre Verstärker

Den Verstärker, den er schon ausgewählt hat, nimmst du immer weg. Dich selbst kannst du mit dazu setzen, denn Körperkontakt oder Streicheleinheiten solltest du deinem Hund auf jeden Fall zur Auswahl anbieten.

2. Sekundäre Verstärker.

Sekundäre Verstärker kündigen den primären Verstärker an.

Wozu brauchst du sekundäre Verstärker, wenn du deinem Hund direkt den primären Verstärker anbieten kannst?

Aus dem einfachen Grund, weil du mit dem sekundären Verstärker schneller bist. Mit dem Clicker oder dem Markerwort kannst du ein Verhalten deines Hundes sehr viel besser und vor allem schneller „markieren“ als rein nur mit dem primären Verstärker.

Das Markerwort oder der Clicker sind also sekundäre Verstärker.

Sie werden zunächst aufgebaut, indem du clickst oder das Markerwort sagst und dein Hund bekommt direkt im Anschluss einen primären Verstärker.

Verstärker - sekundäre Verstärker, Clicker, Markerwort

Das sieht in der Praxis so aus:
„click“ – Futter (oder Spiel…), click – Futter (oder Spiel…)

Dein Hund wird sehr schnell verstehen, dass das Wort oder der Click etwas sehr Positives ankündigt. Und schon ist der sekundäre Verstärker aufgebaut.

3. Tertiäre Verstärker

Welche Macht tertiäre Verstärker haben wird häufig völlig unterschätzt, da sie wenig Beachtung finden. Sobald dir das Prinzip der tertiären Verstärker klar ist, eröffnet sich eine Welt von unendlich vielen Verstärkern.

Tertiäre Verstärker können Übungen sind, die du bereits aufgebaut hast und die dein Hund sehr mag.

Ein Beispiel aus der Praxis:
Dein Hund hat gelernt einen Nasentarget auf das Signal „Touch“ auszuführen. D.h. er geht mit seiner Nase an einen Gegenstand und „klebt“ dort, bis du das Verhalten auflöst. Er liebt diese Übung.

Das Verhalten löst du mit einem sekundären Verstärker auf z.B. das Markerwort. Darauf folgt der Primäre z.B. Futter.

Nun möchtest du deinem Hund beibringen, dass er dich zuverlässig anschaut. Hierfür wollen wir „Touch“ als tertiären Verstärker einsetzen.

Wenn dein Hund dich nun anschaut, folgt das Signal „Touch“.

Darüber wird der Blickkontakt belohnt.

Verstärker - tertiärer Verstärker

Du bist skeptisch, dass das funktionieren kann?

Probier’s aus. Ich bin mir sicher, dass du richtig viel Spaß daran haben wirst, deinen Hund in seinem Lerneifer zu beobachten.

4. Klassische Konditionierung

An der Stelle mag ich gar nicht auf die recht theoretische Beschreibung der Klassischen Konditionierung eingehen. Ich finde es ist wichtig zu verstehen, wie die Klassische Konditionierung wirkt. Dazu muss man die Theorie mit Reiz, Reaktion, Reflex, bedingt, unbedingt, konditioniert, unkonditioniert nicht im Detail verstehen.

Die Klassische Konditionierung geht zurück auf Iwan Pawlow, einem russischen Wissenschaftler.

Er fand heraus, dass bei Hunden der Speichelfluss auch dann einsetzt, wenn sie einen Klingelton hören, obwohl noch kein Futter angeboten wird.

Der Versuch:
Wird Hunden Futter angeboten, setzt der Speichelfluss ein. Ein natürlicher Reflex.

Dann hörten die Hunde einen Klingelton, bevor sie Futter bekamen. Nach kurzer Zeit setzte bei den Hunden schon der Speichelfluss ein, bevor sie Futter zu sehen bekamen. Nur, wenn sie den Klingelton hörten. Der zuvor neutrale Klingelton hat für den Hund eine wichtige Bedeutung bekommen.

Wenn wir uns verdeutlichen, was das heißt, dann verstärken wir den Hund permanent, ohne es vielleicht zu wissen.

Auch dann, wenn er ein eventuell unerwünschtes Verhalten zeigt.

Ein typisches Beispiel aus der Praxis:
Dein Hund sieht einen anderen Hund und schmeißt sich in die Leine – also er zieht. Du folgst ihm und er darf mit dem anderen Hund in Kontakt gehen.

Daraus lernt dein Hund, dass er an der Leine ziehen „soll“, wenn er einen anderen Hund sieht, um zu ihm hin zu kommen.

Verstärker - Klassische Konditionierung

Aus menschlicher Sicht sehen wir das häufig anders aber genau so lernt dein Hund.

An der Stelle wird die Aussage von Bob Baily sehr deutlich: „Pawlow ist always sitting on your shoulder.“

5. Operante Konditionierung

Im Wesentlichen geht die Operante Konditionierung auf Skinner zurück. Was den Geräteaufbau angeht auch auf Thorndike.

Auch hier mag ich dich mit der Theorie verschonen. Du kannst sie an vielen anderen Stellen nachlesen, wenn du den Begriff oder die Namen eingibst.

Skinner experimentierte mit Ratten.

Ratten in einem Käfig konnten durch betätigen eines Hebels, eine Futterbelohnung bekommen. Das führte dazu, dass die Ratten dieses Verhalten häufiger zeigten. Heute bezeichnen wir das als positives Verstärkung.

Bekamen die Ratten jedoch einen Stromschlag, wenn sie den Hebel drücken, so zeigten sie das Verhalten nicht mehr. Das bezeichnen wir als positive Strafe.

Weiter untersuchte er, was passiert, wenn die Ratten auf einer Platte standen, durch die Strom geleitet wurde. Die Ratten hatten die Möglichkeit einen Hebel zu betätigen, der dazu führte, dass der Strom ausgeschaltet wurde. Sobald die Ratten das verstanden hatten, wurde das Verhalten schneller ausgeführt. Das verstehen wir unter negativer Verstärkung.

Verstärker - Operante Konditionierung

Die vierte Variante ist die negative Bestrafung. Hierbei bleibt das Futter aus, wenn die Ratte den Hebel drückt. Dieses Verhalten führt dazu, dass die Ratte das Verhalten nicht mehr zeigt.

6. Quadrant der Verstärkung

Aus dem unter 5. genannten Arten der Verstärkung wurde ein Quadrant erstellt.

Dabei bedeutet:

Positiv = etwas kommt dazu
Negativ = etwas fällt weg

Verstärkung = angenehme Konsequenz für den Hund
Bestrafung = unangenehme Konsequenz für den Hund

Bei der positiven Verstärkung wird somit etwas positives für den Hund dazu gegeben, z.B. Der Hund bekommt Futter.

Bei der negativen Verstärkung wird etwas negatives – aus Sicht des Hundes – weggenommen, z.B. Der Zug auf der Leine hört auf, wenn der Hund sich setzt.

Betrachten wir die positive Strafe, so wird etwas, was sich für den Hund negativ anfühlt dazu gegeben. z.B. Leinenruck

Zu guter letzt noch die negative Strafe. Sie beinhaltet, dass die Konsequenz, die weg genommen wird, aus Sicht des Hundes, negativ ist. z.B. Er bekommt keine Futterbelohnung

Wichtig ist hier immer die Betrachtung aus Hundesicht. Vielleicht denkst du, dass du positiv verstärkst, der Verstärker für deinen Hund in dem Moment jedoch kein Verstärker ist. Dann darfst du neu darüber nachdenken, wo du dich im Quadranten gerade befindest.

Verstärker - Quadrant Verstärker

Ein Beispiel:
Dein Hund möchte mit einem anderen Hund spielen. Du bietest ihm ein Leckerchen an. Das interessiert ihn nicht, er zieht weiter an der Leine und möchte zum anderen Hund.

Diese Situation kann für Hunde – betrachten wir ihre Sicht – sehr unterschiedlich aussehen. Zumal du die Möglichkeit hast ihm zu folgen oder einfach stehen zu bleiben.

7. Futterpunkt

Ein paar kurze Worte zum Thema Futterpunkt.

Unter Futterpunkt versteht man die Stelle, an der dein Hund seinen primären Verstärker z.B. Futter bekommt.

Wo genau der optimale Futterpunkt liegt, ist sehr davon abhängig, was du übst und bei welchen Schritten im Trainingsplan du dich befindest.

Nehmen wir an, du übst mit deinem Hund „Platz“. Du baust es über „Locken“ auf.

Wenn dein Hund dem Leckerchen Richtung Boden folgt, ist der richtige Futterpunkt unten am Boden. So kann dein Hund am besten verstehen, dass die optimale Position am Boden ist.

Bist du allerdings schon weiter im Training, lockst du deinen Hund nicht mehr auf den Boden. Du hast bereits ein Signalwort eingeführt „Platz“ und ein dazu gehöriges Sichtzeichen.

Dein Hund legt sich auf das Signal in die „Platz“-Position. Dann ist der Futterpunkt vor der Schnauze deines Hundes, die nun allerdings doch schon einiges über dem Boden ist.

Würdest du nach wie vor den Futterpunkt auf dem Boden wählen, könnte dein Hund verstehen, dass er den Kopf auf dem Boden ablegen soll. Das gehört für dich allerdings nicht zu „Platz“.

Du siehst, es gibt einiges zu beachten im Tricktraining, wie auch im Alltagstraining mit deinem Hund. Nach und nach werden dir die einzelnen Dinge in „Fleisch und Blut“ übergehen.

Verstärker - Futterpunkt

Für mich steht am Anfang das Verstehen. Je besser du verstanden hast, wie Verstärker wirken und was alles damit zusammen hängt, desto besser wird dein Training werden.

Wenn du dann noch schaffst immer wieder die Perspektive in die Welt aus Sicht des Hundes zu schaffen, bist du schon ein wahrer Profi-Trainier für deine Hund.

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