Grundbedürfnis Nr. 2 deines Hundes ist Bindung.

Sich getragen und gehalten zu fühlen. Sich fallen lassen können. Ein riesiges Vertrauen haben. All das beschreibt eine gute Bindung.

Falls dir jemand sagt, dass du eine schlechte Bindung zu deinem Hund hast oder dass etwas mit der Bindung zu deinem Hund nicht stimmt, glaube es nicht, ohne es gründlich für dich zu überprüfen.

Es ist schnell gesagt und trifft dich vielleicht tief in deinem Herzen. Hunde machen Erfahrungen und auch du hast Erfahrungen in deinem Leben gesammelt. Ihr seid beide gut, genau so wie ihr seid.

Bindung ist etwas das wächst und immer tiefer wird. Das braucht sehr viel Zeit, Vertrauen und Geduld.

Inhaltsverzeichnis

1. Vertrauen

Vertrauen ist grundlegend für eine gute Bindung.

Allerdings bekommst du Vertrauen nicht geschenkt, sondern du kannst es dir erarbeiten. Bietest du deinem Hund eine sichere Umgebung ist das schon ein Bauteil für Vertrauen.

Doch Vertrauen beinhaltet noch viel mehr. Es bedeutet, für deinen Hund, dass er sich auf das verlassen kann, was du ihm sagst bzw. vermittelst.

Dein Hund hat Erfahrungen gemacht, die sein Leben prägen. Du hast ebenfalls Erfahrungen, die dein bisheriges Leben geprägt haben.

Viele dieser Erfahrungen sind in unserem Unterbewusstsein verborgen.

Das Bild eines Eisberges verdeutlicht das sehr gut. Der größte Teil liegt unter Wasser. So kommt es, dass unser Unterbewusstsein sehr mächtig ist.

Vielleicht gibt es die ein oder andere Stelle, an der du deinem Hund nicht wirklich vertraust. Wenn das so ist, rate ich dir diese Stelle genau zu überprüfen.

Bedürfnis Bindung - Vertrauen - Hund liegt auf Kissen

Liegt das mangelnde Vertrauen zu deinem Hund eher in einer unbewussten Erfahrung begraben, die nichts mit deinem Hund zu tun hat oder kannst du das wirklich mit deinem Hund in Verbindung bringen?

Es ist so unendlich wichtig, dass du deinem Hund Vertrauen schenkst. Je mehr du ihm vertraust, desto stärker wird die Bindung zwischen euch.

Damit er dir vertraut bleibe verbindlich.

2. Emotionale Nähe

Kann dein Hund deinen Blickkontakt halten und du seinen?

Dann, wenn du eine völlig entspannte Körperhaltung hast?

In einem solchen Blickkontakt kann eine enorme Tiefe liegen, der dich in die Seele deines Hundes blicken lässt. Emotionale Nähe ist Liebe pur.

Manchmal reicht ein kleines Zwinkern und dein Hund weiß, was du von ihm möchtest. Oder dir ist völlig klar, welches Bedürfnis dein Hund gerade hat. Gib ruhig mal nach und erfülle es ihm, auch wenn es gerade nicht in deinen Plan passt.

Z.B. dein Hund hat einen tollen Duft in der Nase. Du möchtest gerne weiter gehen. Dein Hund schaut dich an und dir ist klar, dass du ihm folgen wirst, weil es ihm sooo wichtig ist.

Das stärkt euere Bindung, da dein Hund merkt, dass auch er Impulse setzten kann, die von dir wahrgenommen werden. Dein Hund wird es dir danken, indem auch er dir an der ein oder anderen Stelle einfach folgt, obwohl er gerne etwas anderes tun möchte.

Bedürfnis Bindung - emotionale Nähe - Mensch und Hund kuscheln

Emotionale Nähe ist für mich wie eine Wippe. Es gilt zu jedem Zeitpunkt die Balance zu halten.

Nicht nur du bestimmst in euerem Team – auch dein Hund hat die Möglichkeit Ideen einzubringen. Genau das schenkt dir viele tolle Momente. Voraussetzung ist, dass du immer bei dir bist und in deiner Mitte.

3. Körperliche Nähe

Nähe ist geben und nehmen und wir alle dürfen lernen sie auszuhalten.

Das schreibt sich so leicht. Nähe ist ein Thema, das mir gezeigt hat, dass es ein recht komplexer Teil der Bindung ist. Manche Hund lieben es zu kuscheln. Manche Menschen lieben das auch.

Doch ist kuscheln gleich Nähe? Für mich geht Nähe noch etwas tiefer. Es bedeutet den anderen wirklich zu spüren.

Wenn ich mit meiner Hündin in körperliche Nähe gehe, dann berühre ich sie so, dass es auch mir gut tut. Dass ich mich selbst spüre, während ich sie berühre. Sie liebt das, weil sie Körperkontakt total mag.

Das fühlt sich anders an, als wenn ich sie „nur“ streichle. Dafür muss ich mir nicht extra Zeit nehmen. Das kann ich auch nebenbei machen.

Setz dich einfach mal auf den Boden und schau, ob dein Hund zu dir kommt. Wie geht er mit dir in Kontakt? Mag er bleiben oder wieder gehen? Bleibt er kurze Zeit bei dir oder sucht er immer mehr deine körperliche Nähe?

Was passiert in dir? Ist alles was dein Hund entscheidet in Ordnung? Oder gibt es die ein oder andere Stelle, an der du etwas persönlich nimmst?

Bedürfnis Bindung - körperliche Nähe zwischen Mensch und Hund

Sei ganz sicher, dein Hund möchte dich niemals verletzen. Er ist vielmehr immer wieder damit beschäftigt es dir recht machen zu wollen. Und manchmal hat er einfach andere Bedürfnisse und Vorstellungen. Das ist gut so.

Hattest du bei deinem Hund schonmal das Gefühl, dass er etwas persönlich nimmt?

4. Einlassen

Einfach mal das tun, was dein Hund möchte. Es lohnt sich total das immer mal wieder zu machen.

Geh mal in die Richtung, die er entscheidet. Lass ihn mal schnuppern, so lange er möchte. Lass ihn mit einem Hund toben, bis er nicht mehr kann. Oder einfach mal leichte Fehler machen lassen, ohne sie gleich als negativ zu bewerten.

Was passiert dabei in dir?

Solltest du denken, dass genau das euerer Bindung schadet, kann ich dir sagen Fehlanzeige.

Für euere Bindung ist das richtig förderlich. Du lernst deinen Hund dadurch viel besser kennen und auf seine Reaktionen und Antworten zu achten.

Bedürfnis Bindung - Einlassen - Hund an der Leine

Wie oft macht dein Hund genau das, was du möchtest? Ohne murren – nur dir zuliebe.

Es ist höchste Zeit umzudenken und die Leine locker zu lassen. Gehen wir den Weg gemeinsam mit unserem Hund und lernen von und mit ihm.

5. Empathie

Empathiefähigkeit bedeutet, sich in die Lage anderer Personen hineinversetzen und ihre Gefühle verstehen oder nachvollziehen zu können. Damit einhergehend bezeichnet Empathie die Befähigung, neue soziale Rollen zu übernehmen und fremde Wertvorstellungen in die eigenen zu integrieren.

Lehrbuch Psychologie

Da ich sehr gerne von Wesen spreche, die uns umgeben, würde ich im o.g. Zitat gerne „Personen“ durch „Wesen“ ersetzen.

Egal, ob du dich in deinen Hund einfühlst oder in einen Menschen oder vielleicht in eine Katze oder ein Pferd. Alles sind Wesen, die dich umgeben.

Menschen stellen sich nur all zu oft über alles und denken, sie wüssten alles besser. Dabei spreche ich natürlich nicht von dir – du liest ja diesen Text. Wir täten gut daran zu erkennen, dass wir bei weitem nicht alles wissen und jede Menge dazu lernen könnten, wenn wir es zulassen würden und empathisch sind.

Bedürfnis Bindung - Empathie Hund schaut über Felder

In Bezug auf die Bindung zu deinem Hund ist geradezu ein Booster, wenn du dich in ihn einfühlst.

Bestimmt bekommst du dadurch völlig neue Erkenntnisse – über deinen Hund und vielleicht auch über dich.

6. Perspektivenwechsel

Ganz einfach mal die Perspektive wechseln.

Betrachten wir die Welt aus Sicht des Hundes, wird uns an vielen Stellen klar, warum er sich genau so verhält, wie er sich verhält.

Dazu braucht es nicht, dass du auf „alle Viere“ gehst und dich bewegst wie ein Hund. Es braucht etwas Empathie und den Willen den eigenen Hund besser kennen und verstehen zu lernen.

Speziell zu diesem Thema habe ich dir ein Video gemacht, das an einem Beispiel verdeutlicht, wie du vorgehen kannst. Du findest es auf meinem YouTube-Kanal unter Perspektivenwechsel – in die Welt aus Sicht des Hundes.

Bedürfnis Bindung - Perspektivenwechsel - Hündin im Gras

Um dich zu unterstützen einen leichteren Zugang in die Welt, wie sie dein Hund sieht, zu bekommen, habe ich Methode „Hundekunde-im-FLOW“ entwickelt.

Es lohnt sich die Bindung zum eigenen Hund durch diese Methode zu stärken. Mehr erfährst du in dem Blogartikel „Hunde verstehen„.

7. Wahrnehmen

Die Kunst des leeren Geistes. Das was du siehst nicht bewerten.

So würde ich „Wahrnehmen“ am ehesten und einfachsten umschreiben.

Einfach mal wahrnehmen, was dein Hund gerade macht. Z.B. Er rennt los. Er rennt weiter, wenn ich ihn rufe. Er springt ins Wasser. Er rennt im Wasser weiter. Er dreht um. Er bleibt stehen. Er schaut mich an…

Es gibt Menschen, die können nach „Er rennt weiter, wenn ich ihn rufe“ nicht mehr wahrnehmen, was der Hund tatsächlich macht.

Das Einzige was dann noch zählt: Er kommt nicht, wenn ich ihn rufe.

Meine Frage: Ist der Hund absichtlich nicht gekommen nach dem rufen?

Du weißt es schlicht und ergreifend nicht. Kann sein, dass ihm das Wasser wichtiger war. Oder er hat nach dem Start schon nichts mehr mitbekommen, weil er in Gedanken schon im Wasser war. Oder der Rückruf ist noch gar nicht trainiert, wenn Wasser in der Nähe ist. oder oder oder.

Bedürfnis Bindung - Wahrnehmen Hund sitzt am Waldrand

Nur, wenn du aufhörst zu glauben, dass du weißt, was in deinem Hund vorgeht kannst du wahrnehmen, was wirklich ist.

Das fordert dir eine gesunde Portion Ehrlichkeit zu dir selbst ab. Und es stärkt die Bindung zu deinem Hund.

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