Um Deinen Hund verstehen zu können, ist es wichtig seine Perspektive einnehmen zu können. 7 Tipps

Genau so wichtig, wie Hunde verstehen lernen, ist es Dein eigenes Verhalten zu erkennen und zu verstehen. Kommunikation ist ein wichtiger Bestandteil der Hundetherapie und ist keine Einbahnstraße, denn Ihr seid beide zu gleichen Teilen daran beteiligt.

Die Grundlage, damit Du ein Verhalten verändern kannst, heißt es zu verstehen. Hier findest Du einige Möglichkeiten aus der Hundetherapie, wie Du die Verhaltensweisen Deines Hundes besser einordnen kannst.

Du wirst Dich besser kennen lernen – kannst ein Hundetherapeut für Deinen Hund werden. Sobald Du erkannt hast, wie Du Dein Verhalten veränderst, wird sich auch das Deines Hundes ändern!

Inhaltsverzeichnis

1. Was heißt Hundetherapie?

Therapie auf den Menschen bezogen heißt:

Therapie („heilen, dienen“) oder Behandlung bezeichnet alle Maßnahmen, die darauf abzielen, Behinderungen, Krankheiten und Verletzungen oder seelische Traumata positiv zu beeinflussen….

… Ein wichtiger Teil der meisten Therapien ist die Kommunikation zwischen Therapeut und Patient. Sie trägt dazu bei, dass die Behandlung den subjektiven Bedürfnissen des Patienten gerecht wird und verbessert die Möglichkeiten des Patienten, selbst auf einen günstigen Krankheitsverlauf hinzuwirken… 

Wikipedia

Tatsächlich ist aus meiner Sicht der wichtigste Teil auch die Kommunikation. Dabei meine ich die Kommunikation zwischen Dir und Deinem Hund.

In der Hundetherapie ist es wichtig die subjektiven Bedürfnisse Deines Hundes zu erkennen. Auf die Bedürfnisse und wie ich sie sehe, gehe ich im nächsten Abschnitt ausführlich ein. In den weiteren Abschnitten erläutere ich die emotionalen Bedürfnisse Deines Hundes im einzelnen.

Es ist außerordentlich wichtig, Deine eigenen Bedürfnisse dabei wahr zu nehmen und zu beachten.

2. Hundetherapie – Bedürfnisse

Hier bemühe ich noch einmal eine Definition aus Wikipedia:

… In der Psychologie wird Bedürfnis oft definiert als „Zustand oder Erleben eines Mangels, verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben oder als das Verlangen oder der Wunsch, einem empfundenen oder tatsächlichen Mangel Abhilfe zu schaffen. Dieser allgemeine psychologische Begriff, dem die Termini Motiv und Motivation sinnverwandt sind, ist Bezugspunkt der Darstellung und ist den wirtschaftswissenschaftlichen, philosophischen oder anderen Verwendungen des Begriffs verwandt.

Wikipedia

Es gibt die bekannten Bedürfnisse des Hundes. Er braucht Futter, die Möglichkeit raus zu kommen (Gassi gehen), ein Körbchen, Spielzeug, Sozialkontakte mit Hunden und Menschen. Wenn Du magst kannst Du die Liste gerne ergänzen.

Ich gehe davon aus, dass diese Bedürfnisse bei Deinem Hund alle erfüllt sind.

Mir geht es um die emotionalen Grundbedürfnisse, die Dein Hund hat. Diese sind:

  • Sicherheit
  • Bindung
  • Selbstwirksamkeit
  • Lust

In den folgenden Absätzen gehe ich näher auf die einzelnen Bedürfnisse ein.

Hundetherapie - Lagotto im Schnee


Ist eines dieser Bedürfnisse bei Deinem Hund nicht erfüllt, wird er versuchen, diesen Mangel auszugleichen. Welches Verhalten er dazu wählt, wird er Dir deutlich zeigen.

Um das Verhalten Deines Hundes zu verändern braucht es eine genaue Betrachtung, welches seiner Bedürfnisse wenig erfüllt ist. Diesen Mangel gilt es dringlich zu beheben.

Sind alle 4 emotionalen Grundbedürfnisse erfüllt, kann sich Dein Hund entspannen.


3. Hundetherapie – Bedürfnisse: Sicherheit

Sicherheit heißt: Dein Hund fühlt sich nicht bedroht. Er kann sich frei – im Sinne von ungehemmt – bewegen.

Fühlt sich Dein Hund sicher, wird er mit Geräuschen, plötzlich auftauchenden Menschen oder Hunden, unbekannten Gegenständen… gut klar kommen. Vielleicht erschreckt er sich kurz, erholt sich jedoch sofort wieder.

Im Haus kann er problemlos Besuch herein lassen und auch wieder gehen lassen. Es kann gut sein, dass er kurz anschlägt, doch sobald Du ihn ansprichst, nimmt er sich zurück. Er weiß, das Haus ist bei Dir in guten Händen. Ihr seid zusammen sicher.

Futter stellt für manche Hunde eine Ressource dar, die verteidigt werden muss. Ist das so, fehlt Deinem Hund die Sicherheit, dass diese Ressource in ausreichendem Maß zur freien Verfügung steht. Also auch hier gilt es darauf zu achten, dass es keine Spannung zu diesem Thema gibt. Ressourcenverteidigung ist eines der Themen, das immer wieder in der Hundetherapie auftaucht.

Gut ist, wenn sich Dein Hund in den meisten Kontexten Eueres gemeinsamen Lebens wirklich sicher fühlt.

Ein wichtiger Baustein für die Sicherheit Deines Hundes ist Deine eigene Sicherheit. Fühlst Du Dich sicher, wirst Du genau dieses Signal an Deinen Hund senden.

Hundetherapie - Susanne mit Godiva

Bist Du unsicher kann es gut sein, dass Du Deinen Hund mit in die Unsicherheit nimmst. Es kann auch ein anderer Fall eintreten: Dein Hund übernimmt die Führung, weil er sich durch Dein Verhalten nicht mehr sicher fühlt.

Was es braucht ist wirkliche Sicherheit in Dir! Du wirst sie Deinem Hund nicht vorspielen können. Das durchschaut er in kürzester Zeit.

Somit ist Sicherheit ein wichtiger Bestandteil in der Hundetherapie. Nicht selten werden Mensch und Hund an der Stelle zu gegenseitigen Therapeuten. Nicht nur du bist Hundetherapeut, Dein Hund leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag für Dich.

4. Hundetherapie – Bedürfnisse: Bindung

Eine sichere Bindung zeichnet sich dadurch aus, dass der Hund sehr zuversichtlich ist, dass Du als Bindungsperson auch verfügbar bist. Dies meint, sowohl emotional als auch körperlich. Er vertraut darauf, dass er sich auf Dich verlassen kann.

Weiter vertraut er darauf, dass Du seine Reaktionen gut interpretieren kannst, so dass er nicht in großer Frustration stecken bleibt.

Durch diese Stabilität kann er sich in einer für ihn eher unangenehmen Situation – z.B. wenn er alleine bleiben soll oder bei einer fremden Person – gut selbst regulieren. D.h. er bleibt emotional stabil und fängt nicht an zu jammern oder dergleichen.

Er ist sich sicher, dass seine Bezugsperson wieder auftauchen wird und er wieder im „sicheren Hafen“ ankommen wird.

Ein Hund mit einer sicheren Bindung an seinen Halter oder seine Halterin wird immer wieder körperliche Nähe suchen. Wird diese körperliche Nähe erwidert, kann sich der Hund darin entspannen.

Wenn wir von Bindung sprechen, hat das also immer etwas mit unserer inneren Haltung zu tun. Sind wir bereit Verbindlich zu sein und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Hundetherapie betrifft somit nie nur den Hund.

Eine Frage, die aus meiner Sicht wichtig ist, sich selbst zu stellen: Wieviel Nähe kann ich zulassen. Es gibt sehr körperliche Hunde. Man kann den Eindruck bekommen, dass sie regelrecht in ihren Menschen „rein schlüpfen“ wollen. Ich mag das z.B. und gehe sehr gerne auf diese körperliche Ebene ein. Es gibt mir die Möglichkeit dem Hund Halt zu geben. Doch ich kenne auch Menschen, denen das zu viel wir. Wo ordnest Du Dich ein?

Hundetherapie - Golden mit Welpe

Bindung ist unabdingbar in der Hundetherapie. Da alle hier aufgeführten emotionalen Bedürfnisse, auch Bedürfnisse von uns Menschen sind, beschäftigen wir uns auch damit, wie es um unsere eigene Bindungsfähigkeit bestellt ist.

5. Hundetherapie – Bedürfnisse: Selbstwirksamkeit

Selbstwirksamkeit … bezeichnet das Vertrauen einer Person, aufgrund eigener Kompetenzen gewünschte Handlungen auch in Extremsituationen erfolgreich selbst ausführen zu können. Ein Mensch, der daran glaubt, selbst etwas bewirken und auch in schwierigen Situationen selbstständig handeln zu können, hat demnach eine hohe Selbstwirksamkeit.

Wikipedia

Das können wir 1:1 auf unsere Hunde übertragen. Hat Dein Hund das Gefühl, dass er in einer für ihn herausfordernden Situation selbständig eine Lösung finden kann, fühlt er sich selbstwirksam. Einfach ausgedrückt: Sein Verhalten ist erfolgreich – führt ihn zum Erfolg.

Hundetherapie - Hund im Gras

In der Hundetherapie heißt das ganz konkret, dass wir an der Ressilienz Deines Hundes arbeiten. Welche Verhaltensweisen führen ihn zum Erfolg, so dass er das Gefühl hat, selbst die Lösung gefunden zu haben.

Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass viele Probleme, die mit Aggression zu tun haben, genau im Bedürfnis der Selbstwirksamkeit ein Mangel haben.

6. Hundetherapie – Bedürfnisse: Lust

Lust ist eine intensiv angenehme Weise des Erlebens, die sich auf unterschiedlichen Ebenen der Wahrnehmung zeigen kann, zum Beispiel beim Essen, Trinken, Sport, Arbeit, Sex. …

… Philosophisch gesehen ist Lust bei den meisten Denkern „in sich selbst wertvoll“. Daher spielt sie in den verschiedenen Trieb- und Bedürfnislehren (s. a. Motivation) eine bedeutende Rolle … Bereits in der antiken Philosophie wurde der Lust (und Vermeidung von Unlust) ein hoher Stellenwert beigemessen. Das Angenehmsein der Lust zeigt sich unmittelbar, anschaulich und emotionell nachvollziehbar auch ohne jegliches Verständnis ihrer Ziele. …

… Fehlt die Fähigkeit zu diesen variablen Einfärbungen, die dem Erleben der Lust Gestalt geben, ist dies ein Anzeichen für die Erkrankung an Depression.

Wikipedia

Bei diesem Bedürfnis gilt zu beachten, wie wichtig es ist. Da Lust oft sexueller Motivation zugeschrieben wird, fällt der Auszug der Definition von Wikipedia etwas länger aus.

Lust ist weit mehr. Wie oft sagen wir: „Ich habe Lust auf…“ und meinen ein Stück Schokolade oder einen Ausflug in die Natur oder…

Dieses Bedürfnis ist etwas anderes – für mich tiefer gehendes – als Spaß zu haben oder Freude zu empfinden.

Wenn Hunde lustvoll miteinander spielen oder mit großer Hingabe ein Kauteil verspeisen, ist das nicht nur reine Freude. Solltest Du mir nicht glauben, dann beobachte Deinen Hund mal ganz genau.

Für uns Menschen ist es manchmal schwierig zu äußern „Ich empfinde gerade Lust“, wenn wir mit unserem Hund spielen oder etwas himmlisches Essen oder Sport treiben.

Hundetherapie - Welpen spielen miteinander

Das Wort an sich scheint ein wenig in Verruf gekommen zu sein. Ich möchte sehr gerne, dass es wieder einen ganz normalen Einzug in unseren Sprachgebrauch findet.

Um sinnvoll in der Hundetherapie arbeiten zu können, ist Lust unabdingbar, da sie ein Grundbedürfnis ist. Sowohl von uns Menschen, als auch von unseren Hunden.

7. Der Hundetherapeut

Es gibt unendlich viele Übungen durch die Du Dich und auch Deinen Hund besser verstehen lernen kannst. Lass Dich ein auf die Welt aus Sicht Deines Hundes und seine Bedürfnisse.

Ich zeige Dir, wie Du lernst Deine Perspektive zu wechseln und zu schauen, wie Dein Hund unterschiedliche Situationen sieht. Es gibt nie nur eine Sicht auf die Dinge – so ist das nun mal in der Hundetherapie. Es macht total viel Spaß sich auf den Hund einzulassen. Du wirst bemerken, wie einfach manche Dinge dadurch werden, dass Du Deine Meinung los lässt und mal schaust, was Dir Dein Hund zu sagen oder zu zeigen hat.

seHundetherapie - Weg zum Meer

Ein kleines Beispiel und kleiner Tipp von mir als Hundetherapeut: Läuft Dein Hund oft zu weit voraus? Beobachte Dich mal, wie weit Du voraus läufst, wenn Dein Hund hinterher hängt. Gehst Du einfach weiter, weil er Dir folgen soll? Meine Hündin z.B. läuft nicht weiter als 15 Meter vor mir raus, wenn ich hinten dran bin. Ich habe festgestellt, dass sie sich auf dem Spaziergang weit mehr entspannen kann, wenn ich auf sie warte, wenn sie mal schnuppert. Wenn ich rufe kommt sie. Bestimmt gibt es bei dir und Deinem Hund auch Dinge, auf die er Wert legt und Du hast sie bisher übersehen.

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