Wie du einen Trick aufbaust
Viele Wege führen nach Rom – so ist es auch beim Tricktraining.
In diesem Blogartikel zeige ich dir die Wege, die ich gehe. Grundsätzlich gilt – wie immer im Hundetraining – es ist gut und richtig, dass du deinen eigenen Weg heraus findest. Der Weg, der exakt zu dir und deinem Hund passt.
Für mich ist total wichtig im Tricktraining über positive Verstärkung zu arbeiten. Zu Verstärkern findest zu in einem weiteren Blockartikel mehr Informationen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Markerwort
- 2. Clicker
- 3. Geht Clicker und Markerwort
- 4. Target und Tricktraining
- 5. Einen Trick durch „Locken“ aufbauen
- 6. „Freies Formen“ / „Shaping“ im Tricktraining
- 7. Verkettung von Tricks
1. Markerwort
Mit einem Markerwort „markierst“ du ein bestimmtes Verhalten deines Hundes. Es ist ein sekundärer Verstärker, der einen primären Verstärker ankündigt. Ist dir zu theoretisch? Dann hier einfach: Das Markerwort kündigt dem Hund an, dass er gleich eine Belohnung bekommt.
Der Einfachheit halber gehen wir hier davon aus, dass dein Hund als Belohnung ein Leckerchen bekommt. Dein Hund lernt also: Auf das Markerwort bekommt er IMMER ein Leckerchen.
Es sind Worte, die ganz kurz und schnell ausgesprochen werden können, z.B. gutttt, top, click…
Welches Markerwort du benutzt ist egal. Wichtig ist, du bleibst immer bei dem einen und sprichst es immer gleich aus.
Nicht nur im Tricktraining, sondern generell in der Hundeausbildung, kannst du dieses Markerwort benutzen.
Es wird eine Verknüpfung im Gehirn deines Hundes hergestellt, so dass er nicht mehr überlegt, was auf das Markerwort folgt.
Er reagiert direkt darauf, da der Verstärker wie „automatisch“ wirkt. Er weiß, er bekommt definitiv eine Belohnung.
2. Clicker
Der Clicker hat die gleiche Funktion wie das Markerwort.
Ich selbst benutze im Tricktraining lieber das Markerwort, das ist allerdings eine rein persönliche Präferenz. Probier beides aus und schau, was dir besser liegt.
Ein kleiner Vorteil des Clickers ist: Sein immer gleicher Ton. Wir Menschen tendieren dazu Wörter länger, freudvoller oder hektischer auszusprechen, wenn etwas besonders gut läuft und wir uns total freuen. Da ist fraglich, ob dein Hund das Markerwort noch als solches erkennt. Der Click bleibt immer der Click.
Der kleine Nachteil, der mit dem Clicker verbunden ist: Du hast immer eine Hand (zumindest in Teilen) blockiert.
Sowohl für den Clicker als auch das Markerwort gilt, dass du bei beiden den Einsatz lernen darfst. Genaues hinschauen, abwarten, ein wenig vorausschauen, führt dich zu einem guten Timing. Zu Timing mehr in einem weiteren Blogartikel. Das würde hier den Rahmen sprengen.
Manche Hunde brauchen eine Gewöhnung an das Geräusch des Clickers. Dabei gilt es, langsam vorzugehen. Wenn dein Hund unsicher wird, wenn er das „Click“ hört, ist es kein Verstärker für ihn.
Bei den Clickern gibt es inzwischen eine große Vielfalt. Es gibt welche mit Targetstick, welche, die du als Ring anstecken kannst und eine Unmenge von Farben und Formen.
Auch hier gilt: Nimm den, der gut zu dir passt.
3. Geht Clicker und Markerwort?
Auf jeden Fall!
Vielleicht ist es sogar so, dass du für manche Tricks lieber den Clicker einsetzt und für andere eher das Markerwort.
Wenn sowohl Clicker als auch Markerwort richtig gut als sekundäre Verstärker aufgebaut sind, wirken sie in jedem Fall. Wichtig ist zu beachten, dass dein Hund die Verknüpfung in seinem Gehirn sicher behält – es folgt immer ein Leckerchen (oder andere Belohnung) auf den Click oder das Markerwort.
Beim Aufbau rate ich dir, zuerst eines der beiden aufzubauen und wenn das sitzt, das nächste.
Ich bin mir sicher, du wirst verblüfft sein, wie schnell die Verknüpfung zwischen „click“ und Belohnung bei deinem Hund hergestellt ist.
Bob Bailey prägte den Spruch: „Pawlow ist always sitting on your shoulder.“
Wie wahr – nicht nur für’s Tricktraining!
Mehr zur klassischen Konditionierung findest Du im Blogartikel Verstärker.
4. Target und Tricktraining
Target hatten für mich lange Zeit einen Touch von „Für was brauche ich denn das?“
Inzwischen weiß ich allerdings nicht mehr, wie ich so denken konnte. Ich wurde eines besseren belehrt und bin inzwischen total begeistert, wie sehr Targets das Tricktraining erleichtern können.
Target kommt (wie so vieles) aus dem englischen und bedeutet „Ziel“. D.h. der Target ist ein Ziel, auf das sich dein Hund konzentrieren soll.
Wenn du z.B. einen Targetstab hast, an dessen Spitze eine Kugel angebracht ist, kannst du deinem Hund beibringen, dass er dieser Spitze folgt. Oder du nimmst einen Handtarget – dabei soll dein Hund deiner Hand folgen.
Ein Bodentarget ist super, wenn dein Hund schnell wieder auf den Ausgangspunkt zurück soll. Sobald der Target aufgebaut ist, weiß dein Hund schon von selbst, wohin er gehen soll. Das erleichtert das Tricktraining enorm.
Einen Nasentarget kannst du benutzen, um deinen Hund etwas anzeigen zu lassen. Er bleibt dann so lange mit der Nase an der Stelle, die er anzeigen soll, bis zu kommst. Für mich sah das immer sehr seltsam aus und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Hund daran Spaß haben kann.
Doch wie so oft im Hundetraining, wurde ich eines besseren belehrt, als ich mich entschieden habe mit meinem eigenen Hund einen Nasentarget aufzubauen.
Die Erfahrung, wieviel Spaß es ihm macht, hat mein denken sofort umgekrempelt. Manchmal ist es gut sich einfach einzulassen.
Es gibt noch viel mehr Targets, die alle richtig viel Spaß machen.
5. Einen Trick durch „Locken“ aufbauen
Locken heißt im Tricktraining, den Hund in eine bestimmte, gewünschte Position zu führen.
Ein Beispiel: Dein Hund ist im „Sitz“. Du möchtest gerne, dass er lernt Männchen zu machen. Zunächst brauchst du eine Vorstellung davon, wie das aussehen soll. Der Hund soll auf den Hinterpfoten und mit seinem Hinterteil am Boden sein und die Vorderpfoten hoch nehmen.
Wenn das Bild in deinem Kopf klar ist, kann es losgehen. Du nimmst ein Leckerchen in die Hand und führst deinen Hund mit dem Futter in die Position, die du gerne hättest.
Das ist für die meisten Hunde eine ungewohnte Position und bedeutet, dass sie lernen müssen, sich in dieser Position zu stabilisieren. Dazu „ziehst“ du ihn mit dem Futter immer wieder hoch, so dass er mit den Hinterpfoten und dem Hinterteil am Boden bleibt und die Vorderpfoten hoch nimmt.
Das ist das Prinzip des „Lockens“.
Zunächst erscheint es einfach, da du sehr schnell Erfolg hast und dein Hund in kurzer Zeit in der von dir gewünschten Position ist. Doch es braucht einiges an Zeit, bis du die Hilfe, die deine Hand dem Hund bietet, wieder abgebaut hast.
Geduld ist auch hier angesagt. Es gilt immer der Grundsatz: Das Lerntempo bestimmt dein Hund.
Macht dein Hund an einer bestimmten Stelle immer wieder den gleichen Fehler, darfst du gerne dein Verhalten überdenken.
Probiere etwas anderes aus, gehe einen neuen Weg oder mach die Schritte kleiner.
6. „Freies Formen“ / „Shaping“ im Tricktraining
Meine Lieblingsmethode im Tricktraining ist das „Freie Formen“ oder auch „Shaping“ genannt.
Sich Schritt für Schritt dem gewünschten Verhalten nähern, ohne den Hund zu „Locken“ – das ist „Freies Formen“.
Ein Beispiel: Du möchtest mit deinem Hund „Pfote geben“ aufbauen. Voraussetzung dafür ist, dass du ein Markerwort oder den Clicker aufgebaut hast und dass dein Hund „Sitz“ kann.
Was du brauchst ist einen Plan, wie du Pfote geben aufbauen möchtest. Zu diesem Plan gehört, dass du dir ein genaues Bild machst, wie „Pfote geben“ aussehen soll.
Das Bild ist jetzt vor deinem geistigen Auge – los geht’s. Du bist bereit, wenn du alles hast, was du brauchst. Hier einen Clicker (wenn du ihn benutzen möchtest) und Leckerchen.
Du setzt oder stellst dich vor deinen Hund und lässt ihn sitzen. Vermutlich passiert nicht sofort etwas. Warte ein wenig ab, Hunde heben sehr schnell die Pfote. Es reicht, wenn er seine Pfote ein klein wenig anhebt. Dieses Verhalten wird gemarkert – Click – Futter.
Das machst du nochmal. Dein Hund wird schnell verstehen, dass es um die Pfote geht.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem du dir sicher bist, dass dein Hund das verstanden hat, wartest du ab, bis er die Pfote ein klein wenig höher hebt. Erst dann markerst du das Verhalten.
Diesen Ablauf wiederholst du so lange, bis dein Hund dir die Pfote entgegen streckt und in deine Hand legt. Je nachdem, wie dein persönliches Bild von Pfote geben, aussieht.
Sobald du das Verhalten erreicht hast, führst du ein Signalwort ein. Und schon hast du ein sehr zuverlässiges „Pfote geben“ bei deinem Hund aufgebaut.
Für mich ist „Freies Formen“ die zuverlässigste Art ein Trick-Verhalten aufzubauen.
Dein Hund wird dabei kognitiv sehr gefordert. D.h. arbeite zu Beginn mit Timer, damit du deinen Hund nicht überforderst.
7. Verkettung von Tricks
Bis hierher bin ich mir sicher, hat dich das Tricktraining fasziniert und du hast schon mehrere Tricks aufgebaut.
Dann ist es Zeit die Tricks miteinander zu verbinden. Das nennt sich Verkettung.
Nehmen wir an, du bist zu einem Geburtstag eingeladen und du magst die Person ganz besonders gern. Dann wäre es doch wunderbar, wenn du deinen Hund zu dem Geburtstagskind schicken kannst und er diesem lieben Menschen die Pfote gibt – also gratuliert.
Das geht sogar noch besser: Dein Hund lernt eine Rose vorsichtig in seinem Maul zu tragen. Dann kann er nicht nur gratulieren, sondern auch noch eine Rose überreichen. Dein Hund wird im Mittelpunkt stehen und sich einen fetten Applaus abholen – und natürlich sein Leckerchen.
Du kannst dir kleine Sketche ausdenken, wenn du Tricks miteinander verkettest. Oder sogar kleine Theaterstückchen.
Tricktraining bietet so viele Möglichkeiten. Wenn du Spaß an Dogdance hast, dann los. Die Welt steht dir und deinem Hund offen und die Tricks dieser Welt warten auf euch – genau auf euch :-).